Ab und zu muss eine Auszeit sein. Die tut allen gut - nicht nur der Mutter.
Was hatte ich mich gefreut! Wenn wieder einmal ein Glas Saft umkippte oder ein Krach um das grösste Kuchenstück ausbrach, heiterte ich mich ganz einfach damit auf, dass das Chaos nächstens ein Ende nehmen würde. Zumindest vorübergehend. Ich hatte nämlich vor zu verreisen. Mit einer Freundin. Ohne Kinder.
Ich zählte die Tage bis zu meiner Abreise. Aber als ich dann in der Haustür stand und ultimi baci verteilte, kippte ein Schalter in mir. Plötzlich sah ich vor meinem geistigen Auge nicht mehr Eva beim Bummeln, Eva im Hotelbett am TV-Schauen und Eva beim Cocktail-Trinken. Nein, ich dachte nur noch an Terroranschläge, entgleiste Züge und explodierte AKW-Reaktoren. Ich fragte mich ernsthaft, ob es vielleicht gescheiter wäre, bei meiner Familie zu bleiben.
Diese Reise-Zweifel waren mir bekannt. Als ich einst für einen mehrmonatigen Sprachaufenthalt nach New York zog, ging es mir beim Abschied ähnlich. Aber heute reiste ich ja nicht über den Atlantik, sondern nur durch den Gotthard bis nach Mailand. Schon morgen Abend sollte ich wieder zurück sein. Was sollte also das Theater?
Zum Glück stand ein weiser Prinz an meiner Seite. Der zog sanft, aber bestimmt die Haustür hinter mir zu und liess mir keine Wahl: Ich hievte das Rollköfferli auf den Velositz und radelte zum Bahnhof. Bereits in Arth-Goldau meldete sich die Reiselust zurück, und in Como war mir klar: Diese Auszeit hatte sich allein schon wegen der drei Stunden kinderloser Zugfahrt gelohnt.
Natürlich wurden es grandiose Tage. Schlafen ohne Unterbruch, stundenlanges Brunchen mit Buch und Bloody Mary, bei Rot über den Fussgängerstreifen. Ob ich zwischendurch meine Kinder anrief? Nein. Ob ich sie vermisste? Nein. Ob ich ihnen Geschenke kaufte? Nein (was ich aber später bereute). Irgendwie blieb mir für all das keine Zeit. Ich sah es als meine Pflicht, die wertvolle «Me Time» bis zur letzten Minute optimal auszunutzen und zu geniessen. Dieser Vorsatz zahlte sich aus: Als unser Zug Milano Centrale verliess, war mein Energiespeicher nahezu auf Höchststand.
Das Wiedersehen mit meiner Familie war toll. Wir erzählten einander von unseren Abenteuern, bis irgendwann ein Glas Saft umkippte. Das machte nichts. Denn nach der Auszeit ist vor der Auszeit – nächstes Mal dann mit zwei Übernachtungen.
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Über die Autorin
Eva Wirth (38) lebt mit ihrem Partner und den drei Kindern (null, drei und sechs Jahre) in einem Dorf nahe Zürich. Im Alltag der fünf kommen eher Lieder von Mani Matter zum Zug als Tipps aus Erziehungsratgebern. Eva Wirth arbeitet als Redaktorin, macht derzeit aber Babypause.