Meine Grosse ist nun Erstklässlerin, und schon bin ich im Ufzgi-Stress. Ein paar Tipps vom Spezialisten.
Ich bin derzeit mächtig auf der Hut. Denn, so sagt mir mein Instinkt, es lauert Gefahr. Mein grosses Mädchen ist vor wenigen Wochen in die erste Klasse gekommen. Alles piccobello. Aber da ist etwas, das nach Ärger riecht. Nicht jetzt, aber bald. Sehr bald.
Hausaufgaben. Was ich vor 30 Jahren pflichtbewusst und oft sogar mit Freude erledigt habe, sorgt derzeit bei uns daheim für Spannungen. Deren Urheberin ist natürlich nicht meine Tochter. Sie nimmt Ufzgi easy.
Ich bin’s. Obwohl ich es ja weiss: Hausaufgaben sind eine Sache zwischen meiner Tochter und ihrer Lehrerin. Mich gehen sie nichts an – theoretisch. Praktisch habe ich ständig etwas zu melden. Weil das Arbeitsblatt lose statt in einem Mäppli im Schulthek liegt, die Buchstaben über statt auf der Linie stehen oder eine Zahl durchgestrichen statt ausradiert ist. Ich weiss nicht nur, wie Hausaufgaben zu erledigen sind (konzentriert und sorgfältig!), sondern auch wann (gleich nach dem Mittagessen!) und natürlich warum (selbstständiges Lernen will geübt sein!).
Meine Bemerkungen lockern die Stimmung nicht gerade auf. Und weil die Lage ernst ist, gibt es nur eins: Ich muss handeln, mich wappnen, mich zügeln. Denn a) werden die Hausaufgaben mit der Zeit nicht weniger, sondern mehr. Und b) – das war zu erahnen – neige ich zum Besserwissen. «So geht das!» sage ich öfter als «So geht das?», leider.
Darum: Soll die Ufzgi-Situation nicht ausarten, muss ich an meiner Kommunikation arbeiten. Fabian Grolimund, Psychologe und Leiter der Akademie für Lerncoaching, half mir weiter.
Fabian Grolimund verriet mir Sätze, die ...
... die Hausaufgabensituation entschärfen:
1 Schön, dass du gleich gekommen bist, als ich dich gerufen habe. Jetzt kann’s losgehen mit den Hausaufgaben.
2 Ah du hast alles dabei und alle Hausaufgaben im Hausaufgabenheft eingetragen.
3 Du schreibst in letzter Zeit viel leserlicher.
... meine Tochter zu Selbstständigkeit
anleiten, ohne sie alleine zu lassen:
1 Was von diesen Hausaufgaben traust du dir alleine zu?
2 Das hast du schon alles selbst erledigt? Sehr gut!
3 Ich muss noch meine Mails erledigen willst du neben mir arbeiten?
... deutlich machen, dass mir die Beziehung zu meiner Tochter wichtiger ist als die Hausaufgaben:
1 Jetzt kommen wir nicht mehr weiter. Lass uns eine Pause machen und es später nochmals versuchen.
2 Komm, ich helfe dir, die Hausaufgaben so einzuteilen, dass du trotzdem noch zu Tobias
gehen kannst.
3 Du hast gerade keine Lust. Was würde dir die Arbeit ein wenig leichter machen?
4 Willst du Lena fragen, ob sie schon etwas früher zu uns kommen will? Dann könnt ihr die Hausaufgaben zu zweit machen.
5 Heute lief es richtig gut auch zwischen uns. Wie haben wir das geschafft?
Übrigens: Sobald ich die Hausaufgaben im Griff habe, kümmere ich mich um meine Besserwisserei. Ehrenwort, Kinder!
Bookateacher
Wer den Ufzgi-Stress einfach nur noch loshaben möchte, der findet auf Simpla das Angebot von TEACHY. Diese professionelle Nachhilfe und Lernförderung funktioniert online – also ohne Anfahrt und ohne Öffnungszeiten.
Über die Autorin
Eva Wirth (38) lebt mit ihrem Partner und den drei Kindern (null, drei und sechs Jahre) in einem Dorf nahe Zürich. Im Alltag der fünf kommen eher Lieder von Mani Matter zum Zug als Tipps aus Erziehungsratgebern. Eva Wirth arbeitet als Redaktorin, macht derzeit aber Babypause.