Jahrzehntelang kannte ich die Selbstfürsorge nur vom Hörensagen. Bis sie sich eines Tages per Telefon persönlich bei mir meldete.
Ich: Ja, hallo?
Selbstfürsorge (SFS): Guten Tag Frau Wirth. Mein Name ist Selbstfürsorge. Ich rufe Sie an wegen einer Umfrage. Sie dauert nur fünf …
Ich: Danke, ich bin mitten in einer wichtigen Beschäftigung.
SFS: Es ist 13.20 Uhr, machen Ihre Kinder nicht gerade Mittagspause?
Ich: Ich habe trotzdem keine Zeit.
SFS: Warum nicht?
Ich: Rufen Sie mich nicht mehr an.
SFS: Sie tippen ziellos auf dem Handy rum, stimmt’s? Darum haben Sie diesen Anruf so rasch angenommen. Wollen Sie Ihre freie Zeit nicht für etwas nutzen, das Ihnen wirklich guttut?
Ich: Es geht Sie zwar nichts an, aber bitte: Meine kinderlose Mittagspause dauert 30 Minuten. Für das, was mir guttut, brauche ich mehr Zeit.
SFS: Oh, Sie wissen, was Ihnen guttut? Das freut mich. Die eigenen Kraftquellen zu kennen, ist einer der ersten und wichtigsten Schritte auf dem Weg zu mehr Selbstfürsorge.
Ich: Wer sagt denn, dass ich mehr von Ihnen möchte?
SFS: Glauben Sie mir: Von mir, der Selbstfürsorge, kann man nicht genug haben.
Ich: Sie nehmen sich ziemlich wichtig.
SFS: Sie denken wie so viele andere, ich sei nur etwas für Schwächliche und Ich-Zentrierte?
Ich: Das nicht, aber …
SFS: Sie fragen sich, wohin wir kämen, wenn alle sich verhätscheln würden?
Ich: So habe ich das nicht …
SFS: Hören Sie, 50 Prozent unserer psychischen Widerstandsfähigkeit sind genetisch bestimmt. Die anderen 50 Prozent können wir selbst trainieren und ausbauen.
Ich: Interessant. Aber ich muss jetzt wirklich.
SFS: Nehmen Sie mich endlich ernst! Ich bin es, die mitverantwortlich ist für Ihre körperliche und psychische Gesundheit. Ich bin es, die Sie stärkt für die Stürme des Alltags. ICH! BIN! WICHTIG!
Ich: Warum sind Sie plötzlich so laut?
SFS: Bitte entschuldigen Sie, das wollte ich nicht. Ich bin es einfach leid, immer wieder unterschätzt zu werden. Aber Sie müssen schlussmachen, klar. Alles Gute.
Ich: Moment, bitte. Angenommen, ich wollte Sie häufiger in mein Leben einladen: Wann würde es am besten passen?
SFS: Nun, zum Beispiel gleich heute Abend, wenn die Kinder schlafen. Oder morgen wieder in Ihrer Mittagspause. Sprechen Sie sich mit Ihrem Partner ab, der ja derzeit im Homeoffice arbeitet, und verschaffen Sie sich gegenseitig Zeitinseln.
Ich: Ja, das könnte gehen.
SFS: Durchforsten Sie ausserdem Ihren Alltag nach Energieräubern. Das sind vielleicht Ihre fixen, aber wenig bereichernden Treffen mit einer bestimmten Kollegin, Ihre Pilatesklassen, die Sie langweilen, oder Ihre Mithilfe beim Kuchenbasar, um die Sie niemand gebeten hat. Sagen Sie ab, lagern Sie aus, lassen Sie los. Das schafft Raum und Zeit für mich.
Ich: Wie viel davon brauchen Sie?
SFS: Je mehr, desto besser.
Ich: Sie sind lustig!
SFS: Auch nur wenige Minuten sind okay. Dann hören wir Ihren Lieblingssong, lösen ein Kreuzworträtsel oder telefonieren mit Ihrer besten Freundin. Sie werden staunen, wie schnell ich viel bewirken kann. Ich kann Ihnen gerne auch die eine oder andere Übung zeigen: Vielleicht die, bei der Sie von 10 rückwärts bis 0 zählen und dabei tief durchatmen. Oder die, bei der Sie aufschreiben, wofür Sie dankbar sind.
Ich: Was hat das mit Ihnen zu tun?
SFS: Noch eine Übung, die Ihnen gefallen könnte: Wagen Sie etwas, das Sie eigentlich für verrückt halten – gehen Sie in den Pantoffeln einkaufen, fahren Sie im Auto mit offenem Fenster und lauter Musik durchs Dorf oder beenden Sie ein Gespräch abrupt und ohne Verabschiedung.
Ich: Aber eben: Was hat das mit Ihnen zu tun?
SFS: Die Übungen unterstützen Ihre Zuversicht, Selbstwirksamkeit und Balance – alles gute Freundinnen von mir.
Ich: Und warum noch einmal haben Sie mich angerufen?
SFS: Wegen einer Umfrage. Ich will herausfinden, warum mich die Leute nicht mögen.
Ich: Ich mag Sie.
SFS: Danke. Was tun Sie also als Nächstes?
Ich: - - -
SFS: Hallo? Sind Sie noch dran?
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Tatjana Reichhart: Das Prinzip Selbstfürsorge. Kösel, München 2019.
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Über die Autorin
Eva Wirth (38) lebt mit ihrem Partner und den drei Kindern (null, drei und sechs Jahre) in einem Dorf nahe Zürich. Im Alltag der fünf kommen eher Lieder von Mani Matter zum Zug als Tipps aus Erziehungsratgebern. Eva Wirth arbeitet als Redaktorin, macht derzeit aber Babypause.